Vertrag per Handschlag
Es wird oft diskutiert, dass ein Handschlag reicht (ähnlich mündlicher Vertrag) um einen Vertrag durchzuführen. Wir können auch hier nachlesen welche versteckte Hintertürchen so ein Vertrag mit sich bringt. Missverständnisse werden euch jagen. Jede Seite wird versuchen immer wieder es mit dem Satz auszulegen: “… aber ich habe es so aufgefasst…” Wenn ihr wissen wollt warum ihr einen schriftlichen Vertrag benötigt, warum dies keine eindeutige Lösung für alle Zahlungsausfälle ist, lest weiter – meine Erfahrungen werden eure Zeit, Nerven und Geld sparen.
Mündlich besprochen
Sehr oft verstehen beide Parteien etwas ganz anderes wenn Sie sich über die Zusammenarbeit einig geworden sind.
Beispiele
“Der Steuerberater denkt, dass der Mandant die Unterlagen liefern muss, der Mandant denkt, dass der Steuerberater sich schon die Daten holt die er braucht.”
“Der Programmierer wartet auf Details und Einweisung in das Projekt, der Kunde denkt, dass der Programmierer schon sich selber die nötigen Materialien besorgt.”
Der Privatmann wartet auf den Handwerker, der Handwerker hat es so verstanden, dass es nicht um die paar Tage genau ankommt, Hauptsache es wird erledigt.”
Merkt ihr was?
Die Auflösung
Es liegt sehr of in der Kommunikation zwischen den Parteien. Wenn diese nicht geregelt ist – dann werden auftragsbezogene Sachverhalte missverstanden, Deadlines verpasst, Informationen untergehen.
Lösungsansatz
Wir betrachten die Vertragsangelegenheiten rein aus der psychologischen Brille. Jeder Anwalt könnte Romane über schriftliche Verträge schreiben, denn wenn sich 2 streiten – freut sich der Anwalt.
Wenn jeder von den Parteien sich entschlossen hat, dass die Zusammenarbeit Sinn macht – dann sollten man direkt an dieser Stelle alle Anforderungen der beiden Parteien, den Umgang miteinander, die Zahlungsangelegenheiten, die Verantwortlichkeiten im Projekt …. ihr merkt schon, die Liste wird lang, also ist es an der Zeit dies mal schriftlich festzuhalten. ACHTUNG: AGB´s von dem Auftragnehmer sind an dieser Stelle gesondert aufzulisten. Diese haben weder mitten im Vertrag noch im Angebot (hier nachzulesen) etwas zu suchen.
Nachdem alle sich einig sind, die Erwartungen passen, wird gegengezeichnet.
Noch ein Tip an dieser Stelle: signiere als Auftragnehmer nachdem der Kunde unterzeichnet hat. Erfahrene Kaufleute fügen oder streichen noch gerne Sachen in letzter Sekunde – finde dich damit auf gar keinen Fall ab!
Es gilt hier dann die Regel: Sie haben etwas geändert, also habe ich auch eine Änderung frei.
Vertragsstruktur
Generell macht es Sinn so eine grobe Struktur im Vertrag zu führen:
- Daten des Kunden
- Auflistung der Dienstleistungen
- Kundenanforderungen
- Vergütung
- Laufzeit
- Kündigungsbedingungen
- Materialeigentum
- Projektübergabe
- Geschützte Verwendung der Informationen
- Haftungsbeschränkung
- Behandlung von Streitigkeiten
- Besondere / Zusätzliche Dienstleistungen
- Vollständigkeit der Vereinbarung
- Salvatorische Klausel
- Sonderbedingungen
- Interpretation und Durchsetzung
- Allgemeine Geschäftsbedingungen (entweder ein Hinweis auf die Webseite/agbs oder als Anhang separat)
Euer Anwalt des Vertrauens wird euch gerne einen ordentlichen Dienstleistungsvertrag erstellen. Wichtig ist, dass ihr jetzt eine ungefähre Struktur habt.
Wir haben sehr viel lernen müssen wie man sich professionell aufstellt. Es ist jetzt noch nicht vollbracht, aber wir lernen jeden Tag dazu.
Änderungen
Jegliche Änderungen im Vertrag müssen sich bei euch wie Messestechen anfühlen. Es ist eure Bibel, euer Gesetzt. Wenn jemand versucht sich den Vertrag zurechtzulegen, gewinnt erstmal Abstand emotional und sachlich zu der Sache. Handelt nicht nach Gefühl in solchen Angelegenheiten.
Die andere Partei will sich nur absichern und tut dies über die Änderungen im Vertrag. Ihr könnt nochmal mit dem Auftraggeber sprechen was er genau haben möchte, damit ihr auch dementsprechend nochmal die Sache separat betrachtet.
Beispiele für Änderungen
inkl. der Einwandbehandlung für Verträge 😃
- Der Auftraggeber will eine Dokumentation über das Projekt haben, du bietest es aber nicht an. Es ist ein Mehraufwand und wird dementsprechend gesondert vergütet.
- Der Auftraggeber will sein eigenes Hosting verwenden. Machbar, du garantierst nicht für eine saubere Funktionalität ausserhalb deines Hostings/deines Servers.
- Der Auftraggeber will mehrmals Sachen ändern während des Projektes. Setze hier dir selber ein Limit für Revisionen.
- Der Auftraggeber will ein gesondertes Lieferdatum auf den letzten Drücker. Setze auch eine Bedingung was du alles benötigst um rechtzeitig fertig zu sein.
- Der Auftraggeber will, dass du das Projekt was du für ihn machst nie wieder in der Form für jemanden so erledigst. Eigentumsrecht, Urheberrecht usw. Könnte sehr wichtig sein für einige Programmierer. Sag dem Auftraggeber wie viel Mehrkosten es sind. Kalkuliere diese pro Monat/Jahr/10Jahre. Damit wirst du erstmal selber sehen, wie viel Mehrwert du gerade produzierst. Stichwort Lizenzen als Geschäftsmodell
- Der Auftragnehmer möchte nicht im Voraus bezahlen. Ändert in letzter Sekunde die Vergütungsbedingungen. Gerne, sag ihm, dass Projektstart bei erfolgreichem Zahlungseingang beginnt.
Kläre alle diese Angelegenheiten persönlich, am Telefon oder vor Ort. Lasse niemals und niemanden deinen Vertrag oder deine AGB´s verändern.
Zahlungsangelegenheiten
Wir empfehlen entweder mit einem Kreditkartenabieter oder mit dem SEPA-Mandatsverfahren zu arbeiten. Paypal geht auch. Alles Andere ist sehr schwammig im Dienstleistungsbereich. Wenn ihr jemanden bezahlt, dann geht ihr öfters in Vorleistung. Es ist ganz normal.
Es ist absolut nicht normal eine Rechnung zu schreiben und dann hinterher zu laufen mit der Frage: wann wird überwiesen? An dieser Stelle liegt der Fehler wie im Framing mit dem Kunden so auch in deinen eigenen Regeln.